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Das sagen die Profis:

»Brillant geschrieben.«

Niklas Frost, Autor

 

»Wundervoll ironische Seitenhiebe auf kunstbeflissene Schickimickis, abgehobene Möchtegern-Kulturpäpste und durchgeknallte Art-in-Progress-Performer.«

Susanne Schramm, Journalistin

 

Das sagen die Leser:

»Ein spannender Krimi, den man ungern aus der Hand legt ... Jo Kants Auftritt in diesem Roman ist eindeutig besser, als im Oberbayern Krimi.«

Ralf KvF, München auf Amazon

 

»Jo Kant ist ein Detektiv der alten Schule: ein eleganter Gentleman mit Sinn für das Schöne, der der Harfe Töne zu entlocken weiß.
Wer jetzt aber glaubt, dass dieser Krimi nur etwas für Zartbesaitete ist, wird eines Besseren belehrt. Hier geht es mächtig zur Sache und Jo Kant scheut nicht davor zurück, sich die Hände schmutzig zu machen!
Ein packender Düsseldorf-Krimi mit einer sehr überzeugenden Hauptfigur.«

bettina kistenmacher auf Amazon

Tiberius Josephus Kant von Eschenbach alias Jo Kant ist der beste und eleganteste Privatdetektiv der Stadt, und er weiß, was er seinem Ruf schuldig ist. Als die Leiche eines Mordverdächtigen gefunden wird, signiert wie ein Kunstwerk, findet er sich plötzlich wieder im Brennpunkt zwischen Polizei, Gangstern und einem kunstbesessenen Serienkiller - einem ungemütlichen Ort, an dem er nicht begraben sein möchte, und Jo hat nicht vor, abzuwarten, bis es so weit ist.

Jo Kant ist hardboiled-élégance: Ein Schnüffler, der ebenso austeilen wie einstecken kann und dabei weder seinen guten Geschmack noch seinen Humor verliert. Ein Mann, der auf Stil Wert legt, was ihn aber nicht davon abhält, sich die Hände schmutzig zu machen, wenn es der Wahrheitsfindung dient.

 

KUNSTBLUT ist Martin Schüllers vierter Roman und erschien in der Originalausgabe unter dem Pseudonym Jagomir Krohm. 

Leseprobe:

 

Nach irgendwas zwischen zwei Minuten und fünfzehn Jahren begann es langsam wieder hell zu werden, was kein Trost war. In dem Maße, in dem die Dunkelheit wich, nahm der Schmerz unter meiner Schädeldecke zu. Meine Gedanken versuchten, das Wort »reziprok« zu buchstabieren, und ich versprach mir, zur Belohnung die Augen zu öffnen, wenn ich es schaffte. Ich war sehr stolz, als es endlich hinhaute, aber es half nicht wirklich.
    Das Licht der Deckenstrahler war nur deshalb auszuhalten, weil eine Art Kürbis davor hing, der sich mit zunehmenden Schmerzen als Arnies Rübe entpuppte. Er grinste blöd wie immer.
    »Schöne Grüße«, flötete er.
    Ich versuchte etwas zu erwidern, aber ich schaffte es nicht, meinen Unterkiefer zu bewegen.
    »Pssst«, sagte Arnie zärtlich. »Du brauchst nicht zu sprechen. Jetzt nicht, und am besten nie mehr. Du weißt nichts, du denkst nichts, und du sagst nichts. Mit einer Ausnahme ...«, wie ein Kran zerrte mich seine Hand am Hemd in die Senkrechte, »außer einer Sache: Was ... hat Wolter dir gesteckt?«
    »Er war's nicht«, nuschelte ich.
    »Tss-tss-tss«, sagte Arnie griemelnd. »Da hat er dich angelogen, Jo.«
    »Na klar, Arnie. Ist mir gerade aufgegangen.«
    »Das ist schön, Jo. Und sonst hat er nichts gesagt? Irgendwelche Namen zum Beispiel?«
    »Keinen einzigen.«
    Er ließ mich auf den Boden zurückfallen, was meinem Kopf nicht gut tat. Als ich die Augen wieder aufmachte, sah ich ihn auf die offene Tür zum Nachbarzimmer zugehen. Es war der Raum, in dem ich trainierte – und übte. Links und rechts der Tür standen zwei langhaarige stumme Gorillas in Lederjacken. Sie sahen aus, als könnten sie zusammen bis sechs zählen. Arnie wies in das Zimmer und sah zweifelnd auf mich herab.
    »Sag mal, Jo ... was ist eigentlich das da?«, fragte er.
    Ich schloss die Augen. Es war klar, was jetzt kommen würde.
    »Da hängt auch ein Sandsack, konzentrier dich doch darauf«, nuschelte ich.
    »Jo, ich erkenne einen Sandsack, wenn ich ihn sehe. Aber das da ... Ehrlich, Jo, wir drei hier haben lange hin und her überlegt, und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass dieses Ding da eine Harfe ist. Spielst du etwa Harfe
    »Was dagegen?«, fragte ich, aber er war noch nicht fertig.
    »Jo, welcher Mann spielt denn Harfe?«
    »Lee van Cleef«, antwortete ich, was ihn kurz aus dem Konzept brachte.
    »Der Lee van Cleef? Naja ... Aber du, Jo? Ich meine, ich hatte dich für einen harten Burschen gehalten. Die Sache damals mit Clemens, ich sag dir, der hat immer noch Schiss vor dir, aber eine Harfe? Das ist doch was für Schwanzlutscher! Bist du ein Schwanzlutscher, Jo?«
    »Keine Angst, Arnie. Deinen würde ich nicht mal für Geld lutschen.«
    Einer der Gorillas machte einen schnellen Schritt nach vorn und trat mir in die Seite. Ich schaffte es, nicht zu stöhnen.
    »Tss-tss-tss«, sagte Arnie wieder. Er ging in das Zimmer hinein auf meine Lyon & Healy zu. »Was kost'n so'n Ding?«, fragte er.
    Ich antwortete nicht. Sie war mit vierzigtausend Euro versichert, aber dieses Modell würde mir niemand wiederbeschaffen können.
    Er klopfte mit seinen feisten Knöcheln gegen den Resonanzkörper.
    »Scheint nicht sehr stabil zu sein«, sagte er.
    Ich zwang mich hoch, wenigstens auf die Ellbogen.
    »Zwei Sachen, Arnie, bevor du irgendwelchen Scheiß machst: Das Ding hat siebenundvierzig Saiten, das macht ein paar Tonnen Zug. Wenn da was bricht, solltest du lieber nicht in der Nähe sein. Und zweitens: Wenn du sie anrührst, musst du mich umlegen. Sonst leg ich nämlich dich um.«
    Keine Ahnung, ob ich damit die Wahrheit sagte, aber Arnie war beeindruckt. Er war ein Schläger, ein ziemlich brutaler sogar, aber er hatte soweit ich wusste noch nie jemanden getötet. Ein paarmal wanderte sein Blick unschlüssig zwischen mir und dem Instrument hin und her, dann kam er aus dem Zimmer und auf mich zu.
    »Okay, Jo, hör zu. Ich mag dich, ehrlich. Aber mein Chef, der mag dich nicht ...« Er trat an meine Seite. Sein rechter Fuß hing neben meinem Brustkorb und tippte mir mit der stumpfen Spitze eines mexikanischen Stiefels in die Rippen. »Sei also brav, Jo. Ist doch ganz einfach.« Er sah auf mich herab. Das Angenehmste daran war, dass er meinen Augen Schatten gab.
    »Wer ist denn zurzeit dein Chef, Arnie?«, fragte ich, und aus dem Tippen wurde ein heftiger Tritt. Dieses Mal stöhnte ich.
    »Das ... darfst du nicht fragen, Jo. Nie mehr, hörst du?«
    »Ich habe verstanden«, röchelte ich, als ich dazu wieder in der Lage war.
    »Das ist schön, Jo.« Mit einer Geste kommandierte er die Gorillas hinaus. »Und verlass dich nicht auf die Bullen. Die stehen immer noch unten und glauben, es wär nichts.«
    »Super-Tipp, Arnie. Ich danke dir.«
    »Halt einfach die Schnauze, und alles ist gut. Rede, und alles ist scheiße.« Er verabschiedete sich mit einem letzten Tritt. An der Tür drehte er sich noch mal um.
    »Und Harfe spielen ist doch was für Schwanzlutscher«, sagte er.